GBW-Wohnungskauf: „Die Stadt schützt die, die der Freistaat verraten hat“

Beatrix Zurek, Vorsitzende des Mieterverein München und des DMB Landesverbandes Bayern über den Kauf von 325 ehemaligen GBW-Wohnungen durch die Stadt München.

Für 70 Millionen Euro wird die Stadt München 325 Wohnungen in Milbertshofen vom Konzern Dawonia kaufen. Für die Mieter*innen der 34 Mehrfamilienhäuser ist das eine gute Nachricht. „Die Stadt München nutzt alle ihre Möglichkeiten, um bezahlbaren Wohnraum zu erhalten“, sagt Beatrix Zurek, Vorsitzende des Mieterverein München und des DMB Landesverbandes Bayern. Auf dem freien Markt hätten die Mieter*innen langfristig deutliche Mietsteigerungen hinnehmen müssen und wären von Verdrängung bedroht. Die Stadt schreitet nun ein, übernimmt damit allerdings auch die Verantwortung für die Sanierung der Häuser. Die Dawonia macht ihr Geschäft nun, ohne die Häuser instandgesetzt zu haben – und der Profit ist erheblich, auch wenn sich der Konzern offenbar hat herunterhandeln lassen.

Der bittere Beigeschmack bei solchen Käufen: Die Wohnungen gehörten einst der GBW, die damals überwiegend der Bayerischen Landesbank gehörte. Der damalige Finanzminister Markus Söder hat 2013 den Verkauf von 33 000 Wohnungen an ein privates Konsortium betrieben – obwohl auch ein Konsortium aus bayerischen Kommunen, darunter München und Nürnberg, mitgeboten hatte. „Der Ausverkauf der Wohnungen war der größte wohnungspolitische Fehler, den der Freistaat je begangen hat. Und die Stadt München kehrt nun mühsam die Scherben auf“, sagt Zurek. „Im Grunde passiert genau das, was wir damals vorhergesagt haben. Wir haben seitdem erlebt, dass viele GBW-Mieter*innen verdrängt wurden, sie sind – anders als Söder es damals versprochen hat – nicht geschützt.“

Die Wohnungen kosten heute fast das Dreifache

Für den GBW-Nachfolger Dawonia ist das Geschäft immer noch ein Big Deal. Denn die Stadt muss heute immer noch zu wesentlich höheren Preisen kaufen, als wenn sie vor 10 Jahren zum Zuge gekommen wäre. Der GBW-Verkauf 2013 brachte 2,45 Milliarden Euro. Das waren im Schnitt rund 76.500 Euro pro Einheit. Heute kauft die Stadt 325 Einheiten für 70 Millionen Euro – das ist ein Wert von 215.000 pro Einheit, also fast das Dreifache. In früheren Jahren hatte die Stadt auch schon deutlich mehr ausgegeben, um Wohnungen aus dem alten GBW-Bestand zu kaufen. „Diese Käufe waren nötig und richtig“, sagt Zurek. „Aber das Geld fehlt natürlich für den Wohnungsbau. Die Verantwortung dafür trägt Markus Söder. Und ausgerechnet der spricht nun vom Wohnbaubooster.“ Söder bleibe auch aktuell mit der staatlichen Bayernheim weit hinter seinen Versprechen zurück. „Bislang ist das nicht viel mehr als heiße Luft.“

Pressemitteilung vom 09.07.23

 
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