Corona-Krise: So haben Münchner Mieter jetzt zu kämpfen

Die Einnahmen als Freiberufler plötzlich weg und auch die 20-Stunden-Stelle Corona-krisenbedingt gekündigt: Wie hart die Situation für viele Münchner Mieter derzeit ist, erlebt Mietaktivist Tilman Schaich (49) am eigenen Leibe. „Wegen Corona musste mir meine 20-Stunden Festanstellung gekündigt werden, meine freiberuflichen Jobs liegen aus demselben Grund auf Eis. Ich sehe nicht, wie ich in den nächsten Monaten meine Miete bezahlen soll. Vor allem wenn die Situation andauert“, sagt der Mit-Initiator der Bürgerinitiative „#ausspekuliert“. Schaich lebt im sogenannten Künstlerhaus in der Thalkirchner Straße. Das Haus wurde innerhalb kurzer Zeit zweimal verkauft, den Mietern flatterten Modernisierungsankündigungen mit exorbitanten angekündigten Mieterhöhungen ins Haus. Alleine Tilman Schaichs Miete soll sich um 830 Euro erhöhen, somit würde sie sich mehr als verdoppeln. Eigentlich genug Stress – und jetzt noch die Corona- Krise.

Schaich fallen die Einnahmen weg, von der Stadt hat er zwar eine Soforthilfe für Freiberufler bekommen. Doch für die Miete wird es insgesamt trotzdem nicht reichen. „Für solche Fälle hat die Bundesregierung den Corona-Schutzschirm für Mieter ins Leben gerufen“, sagt der Geschäftsführer des Mietervereins, Volker Rastätter. Mieter sind trotzdem weiter verpflichtet, ihre Miete zu bezahlen. Jedoch ist es so, dass Mieter, die aufgrund der COVID-19-Pandemie im Zeitraum von April bis Juni 2020 ihre Miete nicht oder nicht vollständig zahlen können, ab April 2020 bis Ende Juni 2022 vor einer Kündigung wegen Zahlungsverzugs sicher sind. So ist es auch im Fall von Tilman Schaich. Jedoch: Er muss die ausstehenden Mieten bis Juni 2022 an seinen Vermieter zurückbezahlen, hierbei dürfen auch Verzugszinsen verlangt werden. Sonst kann er wieder gekündigt werden.

Der Mieterverein rät allen Mietern in einer ähnlichen Lage, sich von Experten wie beispielsweise den Juristen im Mieterverein beraten zu lassen. Und mit dem Vermieter Kontakt aufzunehmen, ihm die Lage zu schildern. In vielen Fällen lassen sich sicherlich Lösungen finden, mit denen Vermieter und Mieter leben können. Tilman Schaich dagegen glaubt nicht an einvernehmliche Lösung mit seinem Vermieter. Denn mit dem neuen Eigentümer, einer GmbH, war es für die Mieter schon vor Corona kaum möglich, zu kommunizieren. „Ich kann nur einen Brief oder eine E-Mail schreiben und abwarten, ob ich etwas höre“, sagt er.

Mieterverein fordert: Rücksichtnahme bei Bauarbeiten auf Mieter, die nun größtenteils im Homeoffice arbeiten

Damit sich Mietschulden nach der Corona-Krise nicht auftürmen, schließt sich der Mieterverein München der Forderung seines Dachverbandes, des Deutschen Mieterbundes, nach einem Sicher-Wohnen-Fonds an. Wenn Mieter die Miete nicht bezahlen können, würde der Fonds an den jeweiligen Vermieter eine Sofortauszahlung vornehmen. Geld bekommen würden die Vermieter, die dringend auf die Miete angewiesen sind und sonst in erhebliche finanzielle Schieflage geraten. So wäre beiden Seiten geholfen.

Neben Probleme bei der Zahlung der Miete stehen Münchens Mieter derzeit vor vielen weiteren Herausforderungen. So fordert der Mieterverein München, dass Vermieter nicht unaufschiebbare, lärmintensive Bauarbeiten an Mietshäusern derzeit unterlassen. „Es kann nicht sein, dass Mieter, die nun im Homeoffice arbeiten, permanent einer extremen Lärmbelästigung ausgesetzt sind und sich so die psychische Belastung noch einmal erhöht“, so Volker Rastätter. „Hier wäre auch die Landesregierung gefordert, eine Regelung zu finden.“

Der Geschäftsführer des Mietervereins Münchens weist außerdem darauf hin, dass Mieter in den jetzigen Zeiten, in denen Kontakte außerhalb des eigenen Hausstandes aufs Minimalste reduziert werden sollen, in der Regel keine Handwerker in die Wohnung lassen müssen. „Eine Ausnahme sind dringend notwendige Arbeiten – wie bei einem Rohrbruch. Hier muss aber dringend auf den nötigen Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Handwerker und Mieter geachtet werden.“ Das Ablesen von Heizkostenverteilern oder Strom- und Gaszählern können Mieter selbst übernehmen und dann das Ergebnis an die Wohnungstüre kleben oder dem jeweiligen Unternehmen zuschicken, so Rastätter.

Pressemitteilung vom 8.4.2020

Foto: DMB Mieterverein München/Sebastian Krawczyk

 
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