Wo die Liebe hinbellt

Wer einen vierbeinigen Freund hat und in München eine Wohnung sucht, weiß: Das kann richtig schwierig werden. „Keine Haustiere“ heißt es oft schon in den Ausschreibungen. Doch es gibt auch Vermieterinnen und Vermieter mit einem Herz für Hunde. Dogsitterin Kyra Haferkamp hat einen gefunden.

Die große Liebe grüßt von der Fußmatte und begleitet die Besucher durch die gesamte Wohnung. Sie zeigt sich an der Garderobe im Flur, wo sorgsam aufgereiht Leinen und Halsbänder hängen, ebenso wie im Schlafzimmer, wo neben dem Bett zwei weitere Schlafplätze warten. Fein und leise verbindet sie sich mit den Designstücken und Flohmarktfunden, mit denen Kyra Haferkamp ihre 55 Quadratmeter große Altbauwohnung in Untersendling verschönert hat. Deutlich sichtbar wird sie in den Fotos und Gemälden, die zahlreich die Wände schmücken. Und deren Thema in erster Linie „Canis lupus familiaris“ ist. Zu Deutsch: der Haushund. Und damit die große Liebe von Kyra Haferkamp. Wer mit Hunden lebt und zur Miete wohnt, weiß: Vorbehalte gegen die Vierbeiner gibt es viele. Hunde können bellen, sie schütteln ihr nasses Fell auch mal im Treppenhaus, sie können haaren, und manchmal haben Nachbarn schlichtweg Angst vor ihnen.

Nicht jede*r Vermieter*in mag Hunde – doch Kyra Haferkamp hat Glück

All das lässt sich meist lösen, doch es erschwert eben auch die Wohnungssuche. Dennoch hat sich Kyra Haferkamp 2019 auf genau diese Suche gemacht. Der Grund: Sie wollte näher an ihrer Arbeitsstelle wohnen. Die 40 Jahre alte Münchnerin ist Inhaberin einer Hundetagesstätte in Sendling. Nach 14-Stunden-Tagen mochte sie nicht mehr ins Auto steigen müssen, um endlich nach Hause zu kommen. Denn schließlich ist da auch noch Mae, die braune Labradorhündin, an ihrer Seite.

Labrador Retriever zählen zur Rasse der Apportierhunde. Viel Geduld und der unbedingte Wille zu gefallen sind ihnen unters Fell gezüchtet. Doch auch der geduldigste Labrador möchte irgendwann die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Menschen. Um dafür Zeit zu haben, brauchte Kyra Haferkamp eine Wohnung in Jobnähe. Sie begann zu suchen. Und wurde bei einer größeren Münchner Hausverwaltung fündig, die Bewerberinnen und Bewerbern mit Haustieren grundsätzlich offen gegenübersteht.

Wer es wie Kyra Haferkamp geschafft hat, die Genehmigung fürs Halten von Hunden vom Vermieter oder von der Vermieterin zu bekommen, kann sich glücklich schätzen. Etwas passieren kann dann eigentlich nur noch, wenn der Hund auffällig würde – etwa bei einem Beißvorfall. Von derlei Unarten ist die zehnjährige Mae weit entfernt. Maximal erklärt sie dem Besucher bellend an der Tür, dass man sich an die Hausordnung zu halten habe (wichtigster Punkt der Hausordnung: Mae ausgiebig kraulen). Dann schnappt sie sich eine Stoffgiraffe aus der Spielekiste und trägt sie stolz wedelnd durchs Wohnzimmer, während die ein Jahr alte Kili aufgeregt um sie herumspringt und ihr die Beute streitig machen will. Kili ist der Neuzugang im Hause Haferkamp. Seit 2020 gehört die gelbe Mischlingshündin aus dem Tierschutz mit zur Familie.

755 Euro für 2 Zimmer, Küche, Bad und Balkon

Im Jahr zuvor – genauer gesagt im Juli 2019 – ist Kyra Haferkamp in ihre heutige Wohnung eingezogen. Hat Familienerbstücke wie den alten Esstisch aufgestellt und ein Treibholz-Windspiel im Schlafzimmer aufgehängt. Hat eine kleine Küche eingebaut, die Hundedecke aus Spanien übers Sofa ausgebreitet und Erinnerungen aus ihrem Leben mit Menschen und Hunden an die Wände genagelt. So wie Menschen das machen, wenn sie für länger an einem Ort ankommen möchten. So oder so ähnlich hat es vielleicht auch Haferkamps Vorgänger gehalten.

Mehrere Jahrzehnte hatte ein alleinstehender Mann in der Wohnung gelebt. Nach seinem Auszug wurden die zwei Zimmer mit Küche, Bad und Balkon saniert. Die Böden wurden aufbereitet, ein neues Bad eingebaut und einiges andere mehr. Die Warmmiete für Kyra Haferkamp liegt gegenwärtig bei 755 Euro. Für das beliebte Untersendling ein fairer Preis. Glück also in zweierlei Hinsicht für Kyra Haferkamp: Sie hat ein schönes, bezahlbares Zuhause gefunden. Und einen Vermieter, der Hunde mag. Wo die Liebe eben hinbellt.

So klappt’s mit Hunden und der Mietwohnung

Hunde bellen manchmal, sie verteilen mitunter Haare im Treppenhaus und ab und an auch anderen Dreck. Das alleine reicht aber für Vermieter*innen nicht aus, ihre Haltung grundsätzlich zu verbieten, wie unter anderem ein Münchner Gerichtsurteil von 2019 zeigt (AZ: 411 C 976/18). Ein Vermieter in Neuhausen verweigerte einem Ehepaar die Anschaffung eines Hundes. Vor dem Kauf wollten die beiden vertragsgemäß die Einwilligung ihres Vermieters einholen, doch dessen Hausverwaltung sagte „Nein“. Das Ehepaar ging vor Gericht und bekam Recht. In der Urteilsbegründung hieß es: Es reiche nicht aus, „die Ablehnung auf bloße allgemeine Befürchtungen zu stützen, sondern es müssen ausreichend konkrete Anhaltspunkte für eine zu erwartende unzumutbare Belästigung vorliegen“.

Generell gilt: Ist im Mietvertrag nichts geregelt, kommt es auf den Einzelfall an. Also auf die Art, Größe, das Verhalten und die Anzahl der Hunde, aber auch auf die Art, Größe, Lage und den Zustand der Wohnung. Auch die berechtigten Interessen der Nachbarinnen und Nachbarn müssen berücksichtigt werden. Danach muss dann beurteilt werden, ob die Haltung vertragsgemäß ist oder nicht. Die meisten Mietverträge verlangen die Zustimmung des Vermieters oder der Vermieterin. Er oder sie muss vor der Aufnahme eines Haustieres in den Haushalt erst gefragt werden. Die Entscheidung steht aber nicht in seinem oder ihrem freien Ermessen. Die Erlaubnis kann nicht ohne nachvollziehbare Begründung verweigert werden.

Text: Andrea Mertes
Fotos: Sebastian Arlt

 
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