Das ist die Krönung

Die Au ist um eine Attraktion reicher: Ein ehemaliges Klohäusl hat sich zum Café „Crönlein“ gemausert. In den kommenden Jahren wird sich im Viertel viel verändern

Das ehemalige Klohäusl am Nockherberg hat sich zum gemütlichen Café Crönlein gewandelt.
Das ehemalige Klohäusl am Nockherberg hat sich zum gemütlichen Café Crönlein gewandelt.

Florian Falterer (41) ist ein Mensch fürs Detail, einer, der sich für Kleinigkeiten begeistern kann. Und so fiel ihm und seinem Kumpel Timothy Hanghofer vor ein paar Jahren auf, dass da unterhalb des Kroneparks am südlichen Rand der Au „doch dieses Klohäuschen ist“, wie er sagt. Die nicht mehr benutzte, ehemals öffentliche Toilette aus dem Jahr 1904 am Nockherberg: ein jahrelang nicht gehobener Schatz. Denn über dem Häusl liegt ein Plateau auf der Freitreppe, das als Freischankfläche genutzt werden kann.

Genau dort sitzen seit etwas über einem Jahr die Münchner auf der Terrasse und lassen sich eine hausgemachte Limo (3 Euro), eine Waffel am Steckerl (3,50 Euro) oder eine kleine, selbst gemachte Pizza (4,50 Euro) schmecken. „Crönlein“ haben Hanghofer und Falterer das verwunschene Café genannt. Gemeinsam haben sie es konzipiert und ausgebaut, Betreiber ist Falterer alleine. Gemietet ist das ehemalige Klohäusl vom Kommunalreferat. 2014 stellten die Freunde den ersten Antrag, 2016 folgte die Baugenehmigung für den Umbau.

Florian Falterer hinter der Bar seines Cafés
Florian Falterer hinter der Bar seines Cafés

Wirt Falterer ist es wichtig, möglichst viele Bio-Zutaten für seine Speisen zu verwenden. Bei den Getränken gibt’s neben Limos und Cappuccino (3,20 Euro) auch eine Auswahl an alkoholischen Drinks (etwa Gin Fizz, 8,50 Euro) und diversen Weinen, außerdem Bier – derzeit von Hopf, Lammsbräu und Hacker, das zum Nachbarn Paulaner gehört.

Genau dieser Nachbar sorgt auch für große Veränderung im Viertel. Am südlichen Rand der Au, an der Grenze zu Giesing, sind nur die Zentrale der Brauerei und das Flaggschiff-Wirtshaus „Paulaner am Nockherberg“ verblieben. Die Brauerei selbst ist nach Langwied gezogen, dort braut sie seit 2016. Auf dem ehemaligen Brauereigelände entstehen rund 1.500 Wohnungen. 30 Prozent davon öffentlich gefördert.

Doch die Preise der frei finanzierten Wohnungen haben es in sich: Der Großteil der Wohnungen soll bei Preisen um die 11.000 bis 13.000 Euro pro Quadratmeter liegen. Bei einer 100-Quadratmeter-Wohnung wäre das ein Kaufpreis von 1,1 bis 1,3 Millionen Euro. Für die teuerste Wohnung kursieren Preise von fast 20.000 Euro pro Quadratmeter. „Crönlein“-Betreiber Florian Falterer sieht dem Bauprojekt mit gemischten Gefühlen entgegen. Klar, mehr Menschen im Viertel bedeute auch mehr Zulauf für sein Café. „Aber ich bin ein Liebhaber der gewachsenen Struktur. Und ich bin schon sehr besorgt, dass sich das Viertel extrem verändert. Denn wer kann sich diese neuen Wohnungen denn schon leisten?“

Das „Crönlein“ soll ein Anlaufpunkt für alle Menschen aus dem Viertel sein

Falterer kommt ursprünglich aus Erding, seit 1999 lebt er in München. Und betreibt neben dem „Crönlein“ die Sechziger- und Kulturkneipe „riffraff“ in Giesing. Der 41-Jährige bezeichnet sich selbst als „überzeugten Giesinger“. Doch wie sich die Au und Giesing derzeit entwickeln, erlebt er gerade am eigenen Leibe. Denn Falterer hat 2018 eine Eigenbedarfskündigung für seine Wohnung in der Watzmannstraße erhalten. Wie lange er und sein Sohn Quirin (11) noch in der Wohnung bleiben können: ungewiss.

Gewiss ist für Florian Falterer, dass sein „Crönlein“ ein Anlaufpunkt für alle Menschen aus dem Viertel sein soll. Und nicht nur für die, deren Geldbeutel reich gefüllt ist. „Für Ältere, die hier seit 40 Jahren im Viertel wohnen, für Familien mit Kindern, für Studenten“, sagt er. Und wer sich nicht ins Café setzen mag, sondern ein Picknick im Kronepark machen möchte, der kann sich ganz neu eine Picknickdecke gegen Pfand bei Falterer ausleihen. Eine Kooperation mit der jungen Firma „Kuniri“, bei der Geflüchtete in Nähkursen unterrichtet werden. „Die Au soll bunt bleiben“, findet Florian Falterer.

 

Text: Ramona Weise
Fotos: Monika Hoffmann

 
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