Jugendtreff für Ältere

In den Alten- und Servicezentren werden neben einem Mittagstisch auch Beratung, Kurse und gesellige Nachmittage angeboten

Ältere Damen sitzen am Tisch und bekommen Suppe serviert

Die Dame mit dem Rollator isst immer nur eine kleine Portion, der Herr mit der großen Brille trinkt am liebsten Spezi, und ja, natürlich gibt’s ein zweites Sitz- kissen für die Dame. Melanie Lochschmidt (39), Leiterin vom Alten- und Service-Zentrum Westpark in der Garmischer Straße, kennt ihre Stammgäste beim Mittagstisch alle beim Namen und sie kennt auch deren Vorlieben und Sonderwünsche.

„Das Essen muss man sehr loben und der Service ist so freundlich, das hast du in einem öffentlichen Lokal nicht, wo sie wollen, dass du schnellstmöglich wieder gehst, damit neue Gäste kommen können“, sagt Anneliese Knöferl (70), die mit ihrer gleichaltrigen „Ex-Schwiegermutter“ – wie sie sagt, seitdem ihr Mann verstorben ist – regelmäßig um 12 Uhr zum Mittagstisch kommt. Auch bei der Schafkopfrunde am Dienstag sind die Damen dabei. Dann sitzen 10 bis 15 Leute in der Cafeteria, trinken Kaffee (Tasse 0,90 Euro) und essen Kuchen, der in der eigenen Küche gebacken wird (1,30 Euro) oder genießen wie Anneliese Knöferl ein Weißbier (2 Euro) zum Karteln.

Melanie Lochschmidt, ASZ Westpark: «Wir stehen für Menschen ab 60 offen, letztendlich entscheidet die persönliche Lebenssituation»

Das ASZ beim Westpark ist eines von 33 Alten- und Servicezentren, das freie Träger für die Stadt betreiben, in diesem Fall die Caritas. „Wir stehen für Menschen ab 60 offen, aber wann jemand zu uns kommt, das hängt letztendlich von der persönlichen Lebenssituation ab, die sich durch eine Krankheit auch schon mit Mitte 50 ändern kann“, sagt Lochschmidt.

Frau steht an einem Stuhl in Cafeteria

In fast jedem Viertel in München sind die Alten- und Servicezentren die Anlaufstelle für Senior*innen, wenn sie Beratung und Unterstützung brauchen, etwa beim Ausfüllen von Anträgen, wenn sie gesellig zusammenkommen wollen, zu Kursen und Sport, oder wenn sie zum Mittagstisch kommen.

Bis zu 48 Gäste haben in der freundlichen Cafeteria mit der durchgängigen Fensterfront Platz. Am Tag, als der Mieterverein vorbeischaut, gibt’s Pfannkuchensuppe, Backhendl mit Kartoffel-Gurken-Salat und Windbeutel zum Nachtisch. Die Anmeldung ist immer eine Woche im Voraus, das Essen kommt vom fußläufig erreichbaren Haus St. Josef des Münchenstifts. Regulär kosten die drei Gänge 6,90 Euro, wer Grundsicherung bezieht oder unter der Armutsgrenze liegt, kann mithilfe des ASZ beantragen, das Mittagessen kostenlos zu bekommen. Der SZ-Adventskalender unterstützt mit zwei Euro Vergünstigung pro Mahlzeit jene Senior*innen, die weniger als 1700 Euro im Monat zur Verfügung haben.

Vielseitiges Angebot: Sitzgymnasik, Krimi-Stunde, Italienischkurs

2017 ist das ASZ in den Neubau in der Garmischer Straße umgezogen. Im lichten Gymnastikraum findet vor und nach dem Mittagessen jeweils ein Sitzgymnastikkurs auf großen Bällen statt, hier wird der ganze Körper nach und nach bewegt und gedehnt. In der Bibliothek, die auch Veranstaltungsraum ist, zieht sich eine Dame einen Krimi aus dem Regal, und im kleinen Gruppenraum trifft sich seit Jahren ein Italienischkurs. Im großen Gruppenraum finden Kurse wie das Gedächtnistraining oder die Computergesprächsrunde statt.

Senioren beim Gymnastik

„Viele Menschen denken, ein ASZ sei eine Einrichtung wie ein Alten- und Pflegeheim“, sagt Lochschmidt. „Ich sage immer, dass wir wie ein Jugendtreff sind – aber für ältere Leute.“ Das ASZ lebt vom Engagement der Ehrenamtler*innen, die oft im Alter der Besucher*innen sind. Bei der Essenausgabe und in der Küche helfen sie, backen Kuchen oder bepflanzen den grünen Außenbereich, der im Sommer gerne genutzt wird. Auch nach dem Essen bleiben viele noch sitzen, trinken einen Kaffee, ratschen und reden darüber, wer am Montagnachmittag mit ins Kino kommt – das ist natürlich in der Cafeteria vom ASZ.

ASZ Westpark, Garmischer Straße 209
Tel.: 089 517772400

Mo & Di 9-17 Uhr
Mi 8-17 Uhr
Do 9-17 Uhr
Fr 9-14 Uhr

Text: Jasmin Menrad
Fotos: Matthias Balk

 
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