Umfrage: Münchner benötigen zu hohen Anteil ihres Einkommens für die Miete

Jeder fünfte Münchner Mieter (19 Prozent) muss mittlerweile mehr als 45 Prozent seines Haushaltsnettoeinkommens für die Miete ausgeben. Das ergibt eine neue, repräsentative Umfrage, welche die RIM Marktforschung GmbH im Auftrag des DMB Mietervereins München durchgeführt hat. 40 Prozent der befragten Mieter geben an, mehr als 35 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Miete verwenden zu müssen. „Auch das ist zu hoch. Eigentlich gilt die Faustregel, dass Mieter nicht mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete ausgeben sollten, da sie sonst in finanzielle Schieflage geraten können. Das ist in München aber leider unrealistisch“, sagt Beatrix Zurek, die Vorsitzende des DMB Mietervereins München. Im Umland (Landkreise München, Freising, Erding, Ebersberg, Starnberg, Fürstenfeldbruck, Dachau)  liegen die Zahlen etwas niedriger: Hier geht aber auch bei 31 Prozent der befragten Mieter mehr als 35 Prozent des Einkommens für die Miete drauf.

München ist eine Mieter-Stadt: Die deutliche Mehrheit der befragten Personen ab 18 Jahren (65 Prozent) aus München gibt in der Umfrage an, zur Miete zu wohnen. Ein Drittel (31 Prozent) lebt im Eigentum (4 Prozent ohne Angabe). Im Umland sieht das Verhältnis anders aus: Hier wohnen  36 Prozent der Befragten zur Miete, mit 55 Prozent sind Eigentümer in der Mehrheit (9 Prozent ohne Angabe).

Viele Mieter haben Sorge, derzeit auf Wohnungssuche gehen zu müssen

Von den befragten Münchner Mietern sagt jeder Dritte (31 Prozent), dass er oder sie sich durch die bestehenden Gesetze vor Problemen in Bezug auf das Mietverhältnis nicht ausreichend geschützt fühlt. Ausgehend von den rund 800 000 Münchner Mietern im Erwachsenenalter wären das 250 000 Menschen, die sich einen besseren Schutz wünschen. Die Gesetze in Sachen Mietrecht werden überwiegend auf Bundesebene beschlossen. Die größten Unsicherheiten verspüren in der Umfrage die Mieter im Alter von 50 bis 65 Jahren. „Viele Menschen dieser Altersgruppe schauen schon auf das Rentenalter. Wenn die Mieten so steigen wie bisher, können sich viele die Miete in München nicht mehr leisten. Wir bekommen immer wieder in unseren Beratungen mit, dass Mieter aus dieser Altersgruppe überlegen, München wegen der extrem hohen Mieten langfristig zu verlassen“, so Beatrix Zurek. „Abhilfe schaffen könnte ein bayernweiter Mietenstopp gemeinsam mit einem verstärkten Neubau und einer Bodenrechtsreform auf Bundesebene.“

Derzeit, in der Corona-Krise, auf Wohnungssuche in München gehen zu müssen, ist für viele Menschen eine schlimme Vorstellung. Jeder sechste Mieter in der Region hatte im Befragungszeitraum von Ende September bis Ende Oktober 2020 Angst vor einer Eigenbedarfskündigung. So gaben 17 Prozent der befragten Mieter an, es treffe sehr zu oder zu, dass sie sich vor einer Eigenbedarfskündigung immer wieder fürchteten. Frauen gaben dabei mit 20 Prozent häufiger an, Angst vor einer Eigenbedarfskündigung zu haben als Männer (14 Prozent). „Die Menschen nehmen wahr, was um sie herum passiert. Eigenbedarfskündigungen nehmen seit einigen Jahren stark zu. Auch wir im Mieterverein München beraten immer häufiger zu dem Thema“, sagt Beatrix Zurek. 880 Fälle von Eigenbedarfskündigungen zählte der Verein 2018 unter seinen Mitgliedern – doppelt so viele wie noch 2017. Im vergangenen Jahr waren es rund 1000 Fälle. „Und dies sind nur die Fälle, die Mitglieder unseres Vereins betreffen. Die eigentliche Zahl dürfte also deutlich höher liegen“, sagt Beatrix Zurek.

Das Problem: Die Regeln für eine Eigenbedarfskündigung sind nicht sehr streng. Außerdem sind Eigenbedarfskündigungen eine relativ einfache Möglichkeit, Mieter loszubekommen. So haben Gerichte entschieden, dass Vermieter ihrem Mieter auch für Haushaltsangestellte oder gelegentliche Opernbesuche die Wohnung wegen Eigenbedarfs kündigen können. Mietervereins-Vorsitzende Beatrix Zurek: „Die gekündigten Mieterinnen und Mieter finden oftmals auf dem extrem angespannten Wohnungsmarkt in München aber keine neue Wohnung mehr. Gerade Rentnerinnen, Alleinerziehende und Familien sind häufig betroffen. Wir fordern, dass die Möglichkeiten für eine Kündigung wegen Eigenbedarfs deutlich eingeschränkt werden: Etwa soll nur noch für Verwandte in gerader Linie wegen Eigenbedarfs gekündigt werden dürfen.“

Pressemitteilung vom 18.11.2020

 

 
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