Nicht für die Tonne
Stephanie Gansel serviert im »Café Good« in Schwabing gerettete Bananen, Auberginen & Co. – auf den Teller kommt, was gerade da ist. Den Gästen gefällt das nachhaltige Konzept.

Stolze 18 Kilo Bananen – so viel hat Stephanie Gansel (Foto li.) neulich vor der Tonne bewahrt. Statt im Müll landeten die gelben Früchte im Mixer. Heraus kommt der „Smoothie of the Day“, cremig, süß und mit einem kleinen Extra an gutem Gewissen. Bananen, Bohnen, Avocados oder Auberginen: Was die Gastronomin auf den Teller bringt, hängt davon ab, was sie gerade gerettet hat.
Einmal die Woche fährt sie mit ihrem VW Golf zur Großmarkthalle, und jedes Mal ist das Auto bis unters Dach voll. Dort bekommt sie Obst und Gemüse, das im Handel keine Chance mehr hat: zu krumm, zu reif oder schlicht zu viel. „Lebensmittelverschwendung fand ich schon immer schlimm“, sagt die 39-Jährige. Das Bewusstsein dafür habe sie von ihren Großeltern, die den Krieg noch erlebt haben.

Im „Café Good“ an der Leopoldstraße, gegenüber dem Schwabinger Tor, serviert sie vegetarische und vegane Gerichte. Die Karte ist bewusst offen gehalten: „Smoothie of the Day“ (4,70 Euro) oder „Gemüse-Omelette“ (13,50 Euro) – was genau drin steckt, entscheidet die Ausbeute der Woche. Gerade waren es 12 Kilo Bohnen, 18 Kilo Bananen, 5 Kilo Lauch, 1 Kilo Pfirsiche, 1,4 Kilo Auberginen – und sogar ein Schwung exotische Tamarillos. Eine kleine Tafel im Laden verrät den Gäst*innen, was aktuell vor der Tonne bewahrt wurde.

Gansel hat Sozialwirtschaft studiert, später bei Sono Motors gearbeitet. Als das Münchner Start-up für Solar-Elektroautos Insolvenz anmeldete, musste sie sich neu orientieren. Gastronomie war naheliegend – gekellnert hat sie früher schon, und die Freude am Kontakt mit Menschen ist geblieben. „Ich wollte einen gemütlichen Ort schaffen und nebenbei Gutes tun“, sagt sie. Bei den Kund*innen kommt das Konzept an. „Ich habe sogar schon mal einen Gast zur Großmarkthalle mitgenommen“, erzählt Gansel und lacht. Denn wer im „Café Good“ ins Gespräch kommt, merkt schnell: Nachhaltigkeit kann leichtfüßig und lecker sein.
„Café Good“, Leopoldstraße 157, Dienstag bis Freitag 8–16 Uhr, Samstag und Sonntag 9–17 Uhr, Telefon 089/24598981
Text: Janina Ventker
Fotos: Astrid Schmidhuber