Gastro-Tipp: Fein Speisen – mal anders
Drei neue Münchner Lokale von jungen Unternehmern setzen auf den Vegan-Trend. Und werben für ein entspanntes Miteinander.
Café „Om Nom Nom“ in Sendling
In etwa so, wie das Geräusch, das jemand macht, dem etwas besonders gut schmeckt, lautet der Name des Feinkostladens mit Café, den das Münchner Paar Marlen (25) und Daniel (34) im Juni in Sendling eröffnet hat: „Om Nom Nom“. In einer ehemaligen Metzgerei gibt es nun Käse, Sandwiches, Salate, Flammkuchen, Kaffee und Smoothies. Alle Produkte sind vegan, also nicht tierischen Ursprungs. Wir haben mit Marlen gesprochen, wie es war, in der Corona-Krise ein Unternehmen zu gründen.
Hallo Marlen, eigentlich wolltet ihr euren Laden im April eröffnen – doch dann kam der Lockdown …
Marlen: Das hat uns zeitlich leider nach hinten geworfen. Handwerker zu bekommen, war kaum möglich. Und auch Waren einzukaufen, gestaltete sich schwierig. Aber im Juni hat es dann geklappt mit der Eröffnung – und wir sind bisher sehr zufrieden.
„Bei uns sind alle willkommen. Auch Nicht-Veganer – wir sehen das unverkrampft“
Wer schaut in eurem Laden vorbei?
Das ist bunt gemischt. Menschen, die sich vegan ernähren und solche, die Unverträglichkeiten haben. Aber auch viele Menschen, die ein bisschen mehr als bisher auf tierische Produkte verzichten und veganes Essen ausprobieren wollen. Bei uns sind alle willkommen. Auch Nicht-Veganer – wir sehen das unverkrampft.
Gutes Stichwort: Für manche Menschen ist vegane Ernährung ein Reizthema. Was habt ihr damit für Erfahrungen gemacht?
Die Reaktionen im „echten“ Leben sind fast alle positiv. Die Menschen, die zu uns in den Laden kommen, sind offen und nett. Im Internet sieht es leider manchmal anders aus. Da gibt es etwa auf Facebook Menschen, die regen sich gefühlt über alles auf und lassen ihrem Hass wahllos Lauf. Das ist schade. Aber die Reaktionen im Alltag machen das wett.
Was sollten Kunden bei euch unbedingt probieren?
Wir haben eine vegane Käsetheke mit großer Auswahl, unser Alleinstellungsmerkmal. Bei unseren Lieferanten achten wir darauf, dass die Zutatenliste klein ist und die Lebensmittel gesund sind. Die Gerichte, die wir im Café verkaufen, sind alle selbst gekocht.
Woraus besteht veganer Käse?
Statt normaler Milch nimmt man bei veganem Käse meist Cashewkerne. Wer das nicht mag oder verträgt, bekommt bei uns Alternativen: etwa Käse auf Hafer oder Kokos-Kichererbsen-Basis.
„Wir wollten morgens aufwachen und uns auf die Arbeit im eigenen Geschäft freuen“
Wie kam euch eigentlich die Idee zu dem veganen Laden?
Es war mein Traum, ein eigenes Café zu haben. Und auch mein Freund Daniel wollte sich immer selbstständig machen. Wir wollten morgens aufwachen und uns auf die Arbeit im eigenen Geschäft freuen. Zuerst hatten wir uns für einen Stand auf dem Viktualienmarkt interessiert. Dann hat es aber mit dem Laden hier in Sendling geklappt – und wir sind sehr glücklich mit der Entscheidung.
Wie ist euer Vermieter?
Sehr zuvorkommend. Während Corona konnten wir die Miete für den Laden stunden. Er hat in uns und unser Konzept vertraut, das hat uns gefreut. Und auch im Viertel fühlen wir uns sehr wohl.
Was macht Sendling für euch aus?
Das Tolle ist das gemischte Publikum. Studenten, Familien, ältere Menschen: Die Bewohner im Viertel sind sehr unterschiedlich und die Stimmung ist entspannt. Wir hatten auch überlegt, privat hierher zu ziehen. Denn wir mussten aus unserer Wohnung raus: Eigenbedarfskündigung!
Wie war die Wohnungssuche?
Schwierig. Wir sind in Sendling auch nicht fündig geworden. Wir haben jetzt aber eine tolle und bezahlbare Wohnung im Lehel. Übrigens ebenfalls mit einem sehr netten Vermieter.
Infos im Überblick: Om Nom Nom, Oberländerstraße 24a, 81371 München, Di–Sa, 11–18 Uhr (Öffnungszeiten werden demnächst geringfügig angepasst, bitte vor Besuch informieren), Tel.: 089 76702464
Gerichte: z. B. veganer Käseteller mit Brot und Antipasti 14,90 Euro, Caesar Salat mit Grünkohl und Kichererbsen 8,20 Euro, warme Kokos-Dinkel-Waffeln 6,90 Euro.
Pizza zum Sabbern: „Dr. Drooly“ am Goetheplatz
Man sollte meinen, dass es schon genug Pizzalokale in der Stadt gibt. Und doch stehen die Münchner vor dem kleinen Laden nahe dem Goetheplatz oft Schlange. „Dr. Drooly“ ist ein rein veganer Pizzaladen, geführt von dem jungen Ehepaar Jana und Salvatore Stacca.
Mit ihrer veganen Pizza und der lockeren Aufmachung (der Name etwa leitet sich vom Englischen „to drool“ = sabbern ab) scheinen sie in der Großstadt, wo immer mehr Menschen sich für eine pflanzliche Ernährung entscheiden, einen Nerv getroffen zu haben. Probieren: die „Jane Birkin“ (12 Euro) mit Mozzarella auf Cashew-Basis, Pilzen, Trüffelöl und Chili.
Dr. Drooly, Häberlstraße 7, 80337 München, Mi–So, 16 bis 22 Uhr, Tel.: 089 51702709
Sushi ohne Fisch: Das „Hippie Chay“ in Obergiesing
Duy Nguyen hat sich bewusst dagegen entschieden, mit der Bezeichnung „vegan“ für sein vietnamesisches Lokal zu werben. Denn der junge Münchner Gastronom weiß, dass viele Menschen noch immer Vorurteile gegenüber veganem Essen haben. Er will die Gäste mit seinen kreativen Gerichten überzeugen. Im „Hippie Chay“ kommen keine Konservierungsstoffe und keine Geschmacksverstärker ins Essen, das ist Nguyen wichtig. Stattdessen: frisches Gemüse und jede Menge Kräuter. Das Angebot ist vielfältig: Bao Burger, Sushi, Bowls, Dumplings und vieles mehr findet man auf der Karte. Tofu und Pilze dienen bei manchen Gerichten als Fleischersatz.
Hippie Chay, Martin-Luther-Straße 8, 81539 München, Di–Fr, 12–14:30 & 17–22:30 Uhr, Mo & Sa 17–22:30 Uhr, So 16–22 Uhr, Tel.: 089 37918818
Fotos: Philipp Gülland
Text: Ramona Weise, Janina Ventker